Fest für Liebende in unglücklicher Konstellation

Projekt mit dem 3. Jahrgang Schauspiel der Theaterakademie München, Aufführung im Akademietheater 1998.

Autor: Susanne Göße
Regie: Martin Gruber

Zwei finden sich, für beide die eine, die große Liebe. Beide sind in festen Beziehungen. Ihr Glück ist das Unglück der anderen. „Fest für Liebende in unglücklicher Konstellation“ ist ein kleines, verträumtes Stück über den Anfang und das Ende der Liebe, über die Schuld zu gehen und die Angst vor dem Verlassenwerden. Hin -und hergerissen zwischen Selbstvorwürfen, Ungewißheit und der Angst vor der Entscheidung werden alle wieder zu Kindern: grausam und poetisch.

Immer ist alles möglich und nichts geschieht. Jede Nacht starre ich in den Himmel. Was soll ich tun, der Schlaf geht an mir vorbei, ohne mich zu beachten. Jede Nacht starre ich in die Tiefe über mir, als könnte ich dich dort sehen. Du bist drei Sterne und ich drehe den Himmel, bis er mir paßt. Ich ziehe vor Langeweile Linien von Stern zu Stern und sehe Drachen, Walfische, große und kleine Hunde, die Flügel, die ich nie hatte, das Lächeln, als du dich umdrehtest, den sanften Fall deiner Hand in unser Ende, meine Feigheit in tausend glänzende Punkte aufgelöst. Ich sehe die vergangenen Zeiten und träume mir die kommenden. Ich werde dich wieder zu mir reden. Ich rede dich in den Himmel hinein, bis du herunterfällst. Das nächste Mal werde ich dir den ganzen Unsinn erzählen, den sich Liebende erzählen. Das nächste Mal werde ich mich nicht schämen. Ich werde dir die Geschichte von dir und mir erzählen, die es nicht gibt. Unsere Geschichte soll ein Fest sein, ein einsames Fest, zu feiern von zwei Liebenden und den wenigen Freunden, die schweigen gelernt haben.

Solange du da warst, warst du die geheimen Dinge der Kindheit. Auf die ich so stolz war, daß ich sie gleich wieder verloren habe und nie wieder finden konnte. Schon wieder Samstag. Warum antwortest du nicht? Samstage sind Tage voller Erwartung, alles scheint möglich. Dann wacht man ernüchtert im Sonntag auf. Ich kann schauen, so viel ich will, der Himmel bleibt leer. Der Stuhl, auf dem ich sitze, wäre auch leer, würde ich nicht darauf sitzen.

Was machen wir jetzt mit der einen, unendlichen Nacht, die du Zeit hast?
Wir lassen uns über den Rand der Dinge fallen und schweigen.
Schlaf nicht ein, solange ich wach bin.

Bist du jetzt glücklich?
Ja. Sehr leise glücklich, daß es ewig so sein kann.
Ewig ist es nur, weil du nicht weißt, wann es vorbei ist.

Medienecho:“Susanne Göße schrieb ein Stück über das Werden und Vergehen der Liebe: tragisch, lyrisch, traurig, aber auch grotesk komisch. Martin Gruber schafft mit dem gesamten dritten Schauspiellehrgang ein leichtes, klares Bewegungsgeflecht, in sich geschlossen und nie rein formalistisch. Das ist durchchoreografierter Sprachrhythmus, der nicht Natur abbilden und keine Performance sein will. Und nicht ergebnisorientiert gedacht ist, denn schließlich weiß niemand, wie lange die neue Liebe am Ende halten wird.“

cult 8/1998-1999.