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Alon Talmi und Moshé Feldenkrais

Alon Talmi und Moshé Feldenkrais trafen sich 1949 das erste Mal in Paris und wurden sehr enge Freunde. Es war Talmi, der wesentlich dazu beitrug, dass Feldenkrais wieder nach Israel kam, um dann 1969-1971 seine erste Ausbildung in Tel Aviv anzubieten. Talmi war einer der SchülerInnen in dieser Ausbildung, einer der ersten dreizehn – die legendäre „Group – 13“ – neben Mia Segal, Feldenkrais allerersten Schülerin , die seit den 50er Jahren mit ihm arbeitete. Feldenkrais hatte seine SchülerInnen nicht zufällig ausgesucht, wie Eli Wadler in seinem Buch erzählt: „Es war auf jeden Fall so, dass jeder, aus seiner Arbeit heraus, mit einer persönlichen Sicht der Menschen daher kam. Jeder war verschieden vom Anderen. Und Moshe dachte, dass so jeder etwas für diese Gruppe spendet, und so war es auch.“ Diesem Prinzip von Moshé Feldenkrais ist Alon Talmi treu geblieben, wie sich später an der Auswahl seiner eigenen SchülerInnen zeigte (mehr dazu bei Alon Talmi und seine SchülerInnen). Eli Wadler arbeitete sehr viel mit Alon Talmi zusammen während ihrer gemeinsamen Ausbildung bei Feldenkrais. Talmi, der Professor für Chemie an der Universität Tel Aviv war, gab nach dieser Ausbildung seine Arbeit auf und widmete sich nur noch der Körperarbeit.

Talmi-Methode ® Genealogie

Die dreizehn SchülerInnen waren neben Alon Talmi und Eli Wadler, der Rehabilitation studiert hatte, der Psychiater Dr. Shlomo Bracha, der Mathematiklehrer Yochanan Rywerant (gest. 2010), Batya Fabian, die bei Isadora Duncan Tanz gelernt hatte, Myriam Pfeffer (gest. 2014), die die Arbeit von Feldenkrais in Frankreich etablierte, Dr. Chava Shlehav, die über viele Jahre persönliche Assistentin von Feldenkrais war und „Child Space“ / Chava Shelhav Methode, gründete, sie leitet heute noch Ausbildungen in der Feldenkrais-Methode. Weiter die Musikerin und Yoga-Lehrerin Gaby Yaron (gest. 1995), die Physiotherapeutin Fanny Loc, Ruthy Alon, Gründerin von Bones for Life® und der Foundation of Movement Intelligence, Dvora Hasdai, Shlomo Efrat und Bruria Milo (gest. 2007).

Mehr zu diesen dreizehn SchülerInnen und das Zitat findet sich in: Feldenkrais Eli Wadler. Fliessende Bewegung von Kopf bis Fuß in lebendiger Praxis. Sieben der 13 trafen sich 2007 wieder, über das Treffen gibt es eine sehr schöne Filmdokumentation von Sheth Haim Levy, den Trailer kann man auf youtube anschauen, die DVD direkt über Levy beziehen. Die sieben Schüler auf dem Treffen waren Eli Wadler, Shlomo Efrat, Yochanan Rywerant, Chava Shelhav, Dvora Hasdai und Bruria Milo, die leider während der Filmaufnahmen starb. Sie erzählen von ihrer Arbeit und ihrer Zeit mit Feldenkrais während der Ausbildung.

Alon Talmi stellte zwanzig durchstrukturierte FI Lektionen zusammen. Jede Lektion ist um ein zentrales funktionales Thema herum aufgebaut, das von verschiedenen Positionen aus erforscht wird, wobei die physikalischen Prinzipien, die die Feldenkrais-Methode charakterisieren, eingehalten werden. Das hat eine Vorgeschichte und eine schöne Beschreibung, wie Alon Talmi während der Ausbildung von den zwölf anderen ausgewählt wurde, bei Feldenkrais vorsichtig in Erfahrung zu bringen, worum es eigentlich geht, findet sich bei Christian Burckhard: Moshé Feldenkrais. Der Mensch hinter der Methode.

Alon Talmi und seine SchülerInnen

Verschiedene SchülerInnen Alon Talmis arbeiten heute mit eigenen Varianten seiner Körperarbeit: Talmis langjährige Assistentin und Feldenkrais-Trainerin Yehudit Silver entwickelte Under the Oak, die Kultur- und Sozialanthropologin Dr. Nurit Sommer verband Talmis Arbeit mit psychotherapeutischen Ansätzen, der Regisseur und Schauspiellehrer Martin Gruber brachte sie in den Bereich der Darstellenden Kunst, weitere SchülerInnen sind die Ärztin Dr. Katharina Krassnig u. a.

Yehudit Silver nennt ihre Arbeit Under the Oak , weil Alon „Eiche“ heißt auf Hebräisch. Sie machte ihre Feldenkrais-Ausbildung bei Dr. Chava Shelhav und arbeitete zehn Jahre mit Alon Talmi. In diesen zehn Jahren entwickelte sie  ihre eigene Form der FI-Lektionen, inspiriert von und im Gedenken an ihren Lehrer Alon Talmi. Jede Lektion baut sich auf wie ein Baum: der Stamm sind die Lektionen, wie sie Alon Talmi entwickelte, und die Äste zeigen ein weites Spektrum von weiteren Anwendungen und Möglichkeiten auf. Yehudit Silver bietet ihre wunderbare Arbeit nun auch in Deutschland und Österreich an.

Nurit Sommer ist Mitbegründerin der Systemischen und Integrativen Bewegungslehre®  SIB, die Feldenkrais-Methode und Funktionale Integration®  mit systemtherapeutischen Verfahren zusammenbringt. Sie lebt und unterrichtet in Wien. Auf ihrer Homepage gibt es auch ein Video von einer Lektion Alon Talmis zu sehen. Zu ihrer Arbeit mit Systemaufstellungen und Alon Talmi (ab S. 171) hat sie einen Artikel geschrieben, „Komm wie Wasser, geh wie Wasser“.

Martin Gruber nannte seine Arbeit Talmi-Methode®  und entwickelte die FI-Lektionen auf die Bedürfnisse von darstellenden Künsten hin weiter. Er hat mehrere Artikel zu seiner Arbeit und ihrer Integration in die Schauspielausbildung geschrieben. Gruber war einer der Schüler in der dreijährigen Ausbildungsgruppe für Funktionale Integration®  von Alon Talmi in Birach und lernte dann noch bei ihm in Israel. Alon Talmi richtete nur drei Ausbildungen in Europa aus, außer der in Birach gab es noch eine in  Österreich und eine Italien.

 

Alon Talmi – Sein Leben

Alon Talmi war der Sohn des Journalisten Yehoshua Radler-Feldman Ha-Talmi (1880-1957), der Rabbi Binyamin genannt wurde. Binyamin war einer der Gründer der Brit Shalom, die für eine binationale Staatenlösung für Araber und Juden eintrat. Alon Talmi wurde am 7. Oktober 1914 in Tel Aviv geboren und starb dort 2001. 1934 hieß Alon Talmi noch Alon Feldman und war Mitglied der Chugim-Marksistim, einem marxistischen Zirkel der linken Paolei-Tzion (Workers of Zion). 1936 verließ Talmi die Chugim Marksistim und ging nach Polen. 1951 wurde Alon Talmi Scientific Attaché für Israel und nahm als akkreditierter Beobachter und wissenschaftlicher Berater Israels vom 17. bis 20. Dezember 1951 in Paris an der Konferenz zur Gründung eines europäischen Kernforschungszentrum teil. Von 1960 bis 1968 war er Associated Professor of Chemistry an der Bar-Ilan-Universität, seit 1961 hatte er zudem eine Professur an der Universität von Tel-Aviv inne. Er war ein enger Freund von Moshé Feldenkrais, den er 1949 in Paris das erste Mal traf und mit dem er in den 50 er Jahren in London war. Er nahm an der ersten Ausbildung von Feldenkrais 1969 bis 1971 in Tel Aviv teil und gab danach seine Anstellung an der Universität auf, um sich nur noch der Erforschung und Verfeinerung seiner Körperarbeit zu widmen.

Nachweise und weblinks

Alon Talmi, Wikipedia, Alon Talmi, Chemie Lexikon, Ygal Sarneh: A revolutionary life (1991), Unesco (Annexe II, Seite 8)

File 8 – Wire of the Government of ISRAEL informing that Mr. Alon Talmi was appointed delegate to the International Computation Centre Conference:

Matzpen: Eine andere israelische Geschichte, S. 97.

Veröffentlichungen von Alon Talmi

Artikel von Alon Talmi, in denen er die Grundgedanken zu seiner eigenen Körperarbeit, zu Feldkrais und Alexandertechnik darlegt:

„First encounters with Feldenkrais. A Reminiscence“, in: Somatics. 4 (1), 1980, S. 60–61
„Functional Integration in psychiatric treatment“, in: Somatics, 3 (2), 1981, S. 48–49
„Notes on Functional Integration I“, in: Somatics, 4 (1), 1982, S. 19–20
„Notes on Functional Integration II“, in: Somatics, 4 (4), 1983, S. 33–35
„5 Frauen. Wie individuelle Feldenkraisarbeit hilft, psychologische Probleme zu lösen“, in: Helmut Milz, Matthias Varga von Kibed: Beseelter Leib, verkörperter Geist, Olten und Freiburg i. Br.1997.
„Alexandertechnik“, in: Zeitschrift für Körperpsychotherapie, Heft 19
„Alexandertechnik II“, in: Zeitschrift für Körperpsychotherapie, Heft 20

Artikel von Alon Talmi in deutscher Übersetzung finden sich in:
Sommer, Nurit u. a.: Lächelnde Elefanten. Systemische und Integrative Bewegungslehre in Theorie und Praxis.

Artikel von Alon Talmi zu Chemie:

„Predicting Acid Requirement in Superphosphate Manufacture“, in: Ind. Eng. Chem. 51 (5), 1959, S. 675–676, mit E. R. Herman, Simcha Harel und Benjamin Peskin.
„Soluble Phosphate Assay, Rapid Determination of Water-Soluble Phosphorus Pentoxide in Superphosphate and Total Phosphorus Pentoxide in Dicalcium Phosphate“, in:. J. Agric. Food Chem. 6, (8), 1958, S. 589–591, mit Simcha Harel, Max Tamari
„Estimation of Moisture and Water of Crystallization by Azeotropic Distillation“, in: Analytical Chemistry (ACS Publications). 29 (1957), 1694–1697.  mit Simcha Harel.

Artikel zu Alon Talmi und seiner Körperarbeit:

Gruber, Martin: Formen bilden, Formen vernichten. Bemerkungen zu neuen Wegen in der Schauspielausbildung. In: Rollenunterricht, Sprecherziehung, Stimmbildung und Körperarbeit in der Ausbildung zum Schauspieler. Dokumentation der Arbeitstagung der Bayerischen Theaterakademie August Everding 27.–30.4.2000, München 2001, S. 201–215.

Sommer, Nurit und Gertraud Pantucek, Elisabeth Mayr (Hrsg.): Lächelnde Elefanten. Systemische und Integrative Bewegungslehre®  in Theorie und Praxis, verlegt von Sommer, Pantneck, Mayr, 1., Aufl.  2011.

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